"Die Bundesgiraffe". Volker März X KAFD.
Michael Sans
Nach unserem Fototermin im Atelier von Volker März hat sich ein interessantes Gespräch entwickelt. Selbstverständlich haben wir über KAFD gesprochen, über politische Strömungen und Veränderungen in unserem Land. Über die Parteienlandschaft in Deutschland. Über Deutschland im Allgemeinen. Und über Europa. Wahrscheinlich war sogar die ganze Welt Thema. Bestimmt ging es um Moral, Ethik, Religion, es ging um Gesellschaft, um Verantwortung, um Solidarität. Um Geschichte. Große Themen also, sehr große Themen.
Und es ging nicht nur um große Themen sondern auch um große Tiere: Um Giraffen nämlich. Vielmehr um eine Giraffe (mehr dazu im Text weiter unten). Eine anrührende und (zumindest in Teilen) wahre Anekdote, die uns dann dazu bewogen hat, diese kleine Zusammenarbeit zwischen Volker März und KAFD zu beginnen: "Die Bundesgiraffe".
Exklusiv für KAFD hat Volker einige Skulpturen gefertigt, alles sind sie Bundesgiraffen, die, zumindest im unteren Bereich, dann doch recht menschlich daherkommen.
Alle Bundesgiraffen sind Einzelstücke, die aus Ton gefertigt sind. Die Skulpturen sind von Hand modelliert und bemalt. Sie alle stehen auf einem soliden Grundgesetzsockel aus Holz. Und sie alle sollen uns ermahnen, erinnern oder auch ganz einfach nur erfreuen.
Und kaufen kann man sie hier: shop.kafd.eu
shop.kafd.eu
www.volkermaerz.de
instagram.com/volkermarz8222
Fotos © Michael Sans
After our photo session at the studio of Volker März, an interesting conversation unfolded. Naturally, we talked about KAFD, about political currents and changes in our country. About the party landscape in Germany. About Germany in general. And about Europe. Probably, the whole world was a topic at some point. Certainly, it was about morality, ethics, religion—it was about society, about responsibility, about solidarity. About history. In other words, big topics—very big topics.
And it wasn't just about big topics, but also about big animals: giraffes, to be precise. Or rather, one giraffe (more on that in the text below). A touching and (at least partly) true anecdote that ultimately led us to begin this small collaboration between Volker März and KAFD: "Die Bundesgiraffe" (“The Federal Giraffe”).
Exclusively for KAFD, Volker has created a number of sculptures, all of them "Bundesgiraffen", which—at least in their lower halves—appear rather human.
All "Bundesgiraffen" are unique pieces, made of clay. The sculptures are hand-modeled and painted. Each one stands on a solid wooden base entitled "Grundgesetz" (Germany’s constitution). And they are all meant to admonish us, remind us, or perhaps simply bring us joy.
Available here: shop.kafd.eu
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www.volkermaerz.de
instagram.com/volkermarz8222
Photos © Michael Sans


KAFD 0030/004 Bundesgiraffe by Volker März. Detail.

Der Festakt zur Eröffnung der Beratungen des Parlamentarischen Rates findet am 1. September 1948 im Lichthof des Museums Alexander Koenig in Bonn statt.
Die Bundesgiraffe befindet sich hinter dem Vorhang am rechten Bildrand.
Foto © Erna Wagner-Hemke, Sammlung Haus der Geschichte, Bonn
Die Bundesgiraffe hieß noch gar nicht so, stand aber wohl doch schon einige Jahre an prominenter Stelle im Lichthof des Zoologischen Museums Alexander Koenig in Bonn und hatte scheinbar sowohl die Wirren des zweiten Weltkrieges als auch Entbehrungen der ersten Nachkriegsjahre unbeschadet überstanden.
Wir schreiben das Jahr 1948, als am 1. September stattliche Limousinen vor dem Museumsgebäude vorfahren. Meist ältere Männer in Anzügen sind es, die den Karossen entsteigen. Und wenn sie keinen Anzug tragen, dann Uniform oder kirchliches Ornat.
Um 13.00 Uhr beginnt der offizielle Festakt zur Eröffnung des Parlamentarischen Rates im Lichthof des Museums Alexander König. Dieser Rat hat keine geringere Aufgabe, als in den nächsten Wochen und Monaten ein Grundgesetz auszuarbeiten und damit den Grundstein für ein neues Staatswesen auf deutschem Boden zu legen.
Der Parlamentarische Rat setzt sich aus 65 stimmberechtigten Abgeordneten aus den elf Ländern der drei westdeutschen Besatzungszonen zusammen, hinzu kommen fünf nicht stimmberechtigte Abgeordnete aus West-Berlin. Nur vier dieser Abgeordneten sind Frauen.
In den nächsten Wochen und Monaten werden die „Väter und Mütter des Grundgesetzes“ das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland erarbeiten und somit wegweisende Entscheidungen für die Demokratieentwicklung in Deutschland treffen.
Am 23. Mai 1949 wird das Grundgesetz von allen Mitgliedern des Parlamentarischen Rates, den Vertretern Berlins, sowie den Ministerpräsidenten und Landtagspräsidenten der elf westdeutschen Länder unterzeichnet. Hinzu kommen auch die Unterschriften von Ernst Reuter, dem Oberbürgermeister Berlins, und Otto Suhr, dem Vorsteher der Berliner Stadtverordnetenversammlung.
The Bundesgiraffe wasn’t even called that yet, but it had apparently already stood for several years in a prominent spot in the atrium of the Zoologischen Museums Alexander Koenig in Bonn—and had seemingly survived both the turmoil of the Second World War and the hardships of the early post-war years unscathed.
The year is 1948, and on September 1, stately limousines pull up in front of the museum building. Mostly older men in suits step out of the cars. And if they’re not wearing suits, then they’re in uniform or clerical robes.
At 1:00 PM, the official ceremony begins to mark the opening of the Parliamentary Council in the atrium of the Alexander Koenig Museum. This council has no less a task than to draft a Basic Law over the coming weeks and months, thereby laying the foundation for a new state on German soil.
The Parliamentary Council is made up of 65 voting delegates from the eleven states of the three western occupation zones of Germany, along with five non-voting representatives from West Berlin. Only four of these delegates are women.
In the following weeks and months, the "fathers and mothers of the Basic Law" will draft the Basic Law for the Federal Republic of Germany, making landmark decisions for the development of democracy in Germany.
On May 23, 1949, the Basic Law is signed by all members of the Parliamentary Council, the representatives from Berlin, as well as the minister presidents and presidents of the state parliaments of the eleven West German states. The signatures of Ernst Reuter, the Mayor of Berlin, and Otto Suhr, the President of the Berlin City Assembly, are also added.
Die Vorbereitungen für die Schaffung eines neuen deutschen Grundgesetzes hatten im August 1948 begonnen. Auf einem Verfassungskonvent in Herrenchiemsee schrieben 30 Experten aus Justiz und Politik einen ersten Entwurf für die neue Verfassung.
Dieser Entwurf diente dem Parlamentarischen Rat als erste Vorlage, als dieser Im September 1948 seine Arbeit aufnahm. Die Entscheidung für Bonn als Tagungsort war erst kurz vorher gefallen, auch Frankfurt, Koblenz, Düsseldorf oder Köln hatten sich beworben.
Auch in Bonn waren viele Gebäude im zweiten Weltkrieg zerstört worden und es gab nicht viele repräsentative Örtlichkeiten, die geeignet gewesen wären, über Wochen und Monate den parlamentarischen Rat zu beherbergen. Die Wahl fiel auf das Alexander Koenig Museum. Der Lichthof des Museums schien herrschaftlich genug, Kulisse für den Eröffnungsakt des Parlamentarischen Rates zu sein.
Normalerweise beherbergte er ausgestopfte Löwen, Bären, Gorillas und andere exotische Tiere. Alle diese Präparate wurden in Seitengänge geschoben und waren dank dicker Vorhänge nicht zu sehen. Lediglich eine Giraffe (später dann „Bundesgiraffe“) musste im Lichthof verbleiben, sie war schlicht zu groß und konnte daher nicht verschoben werden.
"Wohl kaum hat je ein Staatsakt, der eine neue Phase der Geschichte eines großen Volkes einleiten sollte, in so skurriler Umgebung stattgefunden", so Carlo Schmidt (SPD), einer der Väter des Grundgesetzes über den Tagungsort.
Preparations for the creation of a new German constitution began in August 1948. At a constitutional convention in Herrenchiemsee, 30 experts from the fields of law and politics drafted an initial version of the new constitution.
This draft served as the first template for the Parliamentary Council when it began its work in September 1948. The decision to hold the sessions in Bonn had only been made shortly before; other cities such as Frankfurt, Koblenz, Düsseldorf, and Cologne had also applied.
Many buildings in Bonn had been destroyed during the Second World War, and there were few representative locations suitable for hosting the Parliamentary Council over weeks and months. The choice fell on the Alexander Koenig Museum. The museum’s atrium seemed grand enough to serve as a backdrop for the opening session of the Parliamentary Council.
Normally, the atrium housed stuffed lions, bears, gorillas, and other exotic animals. All these specimens were pushed into side corridors and hidden behind heavy curtains. Only one giraffe (later nicknamed the “Federal Giraffe”) had to remain in the atrium—it was simply too large to move.
"Hardly ever has a state occasion meant to usher in a new phase in the history of a great people taken place in such a bizarre setting," said Carlo Schmid (SPD), one of the founding fathers of the Basic Law, about the meeting place. "Among the bears, chimpanzees, gorillas, and other specimens of exotic wildlife, we felt a little lost."

Museum Alexander König
Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig - Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere in Bonn/Rh.
Foto © Michael Sondermann

"Unter den Bären, Schimpansen, Gorillas und anderer Exemplaren exotischer Tierwelt kamen wir uns ein wenig verloren vor." Carlo Schmid (SPD).
Foto © Erna Wagner-Hemke, Sammlung Haus der Geschichte, Bonn

Bundesgiraffe im Museumsbereich "Savanne" im Alexander Koenig Museum in Bonn.
Foto © unbekannt
Es ist eine Zeitungsente, dass die Bundesgiraffe über dem Vorhang hervorlugte um das Geschehen im Lichthof zu beobachten. Das Präparat war vollkommen hinter dem Vorhang verschwunden.
Allerdings war die Bundesgiraffe tatsächlich das einzige Tier, das im Saal verblieben war und der Zeremonie beiwohnte. Die Giraffe war einfach zu groß um in eine andere Räumlichkeit des Museums verbracht zu werden.
Die Bundesgiraffe (nebst Kolleg(in)) steht noch heute im Lichtsaal des Museums und ist damit die einzige "Überlebende" des Parlamentarischen Rates von 1948/49.
It is a false newspaper report that the Bundesgiraffe (Federal Giraffe) peeked out from behind the curtain to observe the events in the atrium. The specimen was completely hidden behind the curtain.
However, the Federal Giraffe was in fact the only animal that remained in the hall and attended the ceremony. The giraffe was simply too large to be moved to another room in the museum.
The Federal Giraffe (along with a colleague) still stands today in the museum’s light hall and is thus the only "survivor" of the Parliamentary Council of 1948/49.

Als Präsident des Parlamentarischen Rates unterzeichnet der spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) am 23. 1949 das Grundgesetz als Erster.
Foto © Erna Wagner-Hemke, Sammlung Haus der Geschichte, Bonn

Die "Mütter des Grundgesetzes".
Nur vier von insgesamt 65 Mitgliedern des Parlamentarischen Rates waren weiblich: (v.l.n.r.) Helene Wessel (Zentrumspartei), Helene Weber (CDU), Friederike Nadig (SPD) und Elisabeth Selbert (SPD).
Foto © Erna Wagner-Hemke, Sammlung Haus der Geschichte, Bonn

Die Unterzeichnung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 wird im Garten des Hotels Königshof gefeiert. Im Bild vorn der Vorsitzende des Hauptausschusses Carlo Schmid (SPD).
Foto © Erna Wagner-Hemke, Sammlung Haus der Geschichte, Bonn

KAFD 0030/008 Bundesgiraffe by Volker März. Detail.

KAFD 0030/007 Bundesgiraffe by Volker März.

KAFD 0030/003 Bundesgiraffe by Volker März.

KAFD 0030/001 Bundesgiraffe by Volker März.

KAFD 0030/001 Bundesgiraffe by Volker März. Detail.

KAFD 0030/003 Bundesgiraffe by Volker März. Detail.

KAFD 0030/004 Bundesgiraffe by Volker März. Detail.

KAFD 0030/004 Bundesgiraffe by Volker März.